Seelenfrieden24 Hilfe bei Störungen, Ängsten, Panikattacken und Zwängen

Heilpraktikerin für Psychotherapie

amtsärztlich geprüft
spezialisiert auf Panikattacken
durch Ängste, Phobien, Zwänge

Wie kam es zu meiner ersten Panikattacke?

10. Feb 2023 | Über mich

Vor ein paar Tagen habe ich im ersten Teil von „Hallo! Ich bin Claudia! erzählt, warum ich Heilpraktikerin für Psychotherapie geworden bin und was Dein Mehrwert ist. Der hat unter anderem damit zu tun, dass ich den Heilungsweg raus aus dem Teufelskreis der Panikattacken selbst gehen musste, weshalb ich gute von schlechten Ratschlägen unterscheiden kann und ein realistisches Therapie-Programm entwickeln konnte. Die Art meines Therapie-Verfahrens kann ich als Heilpraktiker für Psychotherapie anbieten, einige andere Ausbildungen hätten mir dies nicht erlaubt, weil sich herkömmliche Therapeuten auf nur EINE Therapie-Form FESTLEGEN MÜSSEN. So, wie ich es erleben musste, ist aber Realität, dass die EINE Therapie NICHT zum Erfolg führt – weil sie auch überfordernde Elemente hat. Diese konnte ich aussparen und nur die (für mich) hilfreichen Module verschiedener Ansätze kombinieren. Auch bin ich darauf eingegangen, warum es für Betroffene wichtig ist, mehr über den Therapeuten zu erfahren, der hinter einem Therapieangebot steht. Deshalb möchte ich heute im 2. Teil darauf eingehen, wie es bei mir zu Panikattacken gekommen ist, – vom Beginn bis zum Höhepunkt.

Warum bin ich psychisch erkrankt? Der Weg in die Panikstörung.

Fangen wir ganz am Anfang an: Aufgewachsen bin ich in NRW. Ich war grundsätzlich ein fröhliches Kind und ich bin wohlbehütet und mit vielen anderen Kindern auf dem Land aufgewachsen – mit den tollsten Eltern, die man haben kann. Kindheit, Kindergarten, Grundschule und Gymnasium verliefen ganz normal.

Nach dem Abitur schloss ich dann eine Ausbildung zur Industriekauffrau ab, bevor meine psychische Erkrankung ihren Lauf nahm. Im Rahmen der Ausbildung lag übrigens schon der Beginn meines Bornouts, welches den Panikattacken voran ging, weil ich nicht das machte, was mich begeisterte oder wirklich interessierte.

Da wo ich herkomme, die nächste Autobahn war 45 Minuten entfernt, gibt es wegen der schlechten Infrastruktur nur 2-3 größere Unternehmen, die Azubis einstellen. Also traf man dort nach Schulabschluss quasi all seine Klassenkameraden wieder, weil es einfach so war, seine Ausbildung in einem der Unternehmen zu absolvieren.

Für die große weite Welt und sei es nur die nächst größere Stadt, die ebenfalls 45 Minuten entfernt lag, war man noch zu jung bzw. hatte man kein Geld, egal, ob im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums, so lange von zu Hause nicht der Geldbeutel aufgemacht wurde und das war bei mir noch nie der Fall. Hätte es auch in einigen Situationen geholfen, so bin ich froh darüber, Stärke entwickeln zu müssen, die viele Gleichaltrige heute noch nicht haben.

Damit meine ich nicht finanzielle Stärke, aber wenn Du immer für Dein Auskommen selbst verantwortlich bist, egal, was passiert, kannst Du im allgemeinen so einige Krisensituationen besser ertragen und stehst dann noch gerade, wenn andere schon lange einen gelben Schein haben.

Das untergraben der eigenen Bedürfnisse führt zu psychischen Konflikten

Die einzige Ausbildung also, die mich damals interessiert hätte, wäre beim lokalen Radiosender gewesen. Ich sah dort DIE Möglichkeit, dieser eingeschränkten kleinen Stadt mal über den Tellerrand hinausblicken zu können. Das wollte ich schon immer, etwas erleben – und wenn ich nur wegen eines zu recherchierenden Artikels a la „die Kühe von Bauer Schulte sind entlaufen“ ins nächste 20 km entfernte Bauerndorf hätte fahren müssen. Leider konnte ich diese Ausbildung nicht beginnen, da mir zu dem Zeitpunkt das Einstellungskriterium „Führerschein“ noch fehlte. Ich war dabei, aber da sind wir wieder beim Thema: Wenn man für alles selbst aufkommen muss, auch wenn es anders hätte sein können, dauert es eben länger.

Also versauerte ich 3 Jahre an meinem Schreibtisch in dem Industrieunternehmen und irgendwie konnte ich auch nicht verbergen, dass mir das alles nebst der Kollegen, die sich auch noch daran erfreuten, Kartonagen zu bestellen, gehörig auf den Sack ging. Man muss sich das mal vorstellen. Da hat man Exceltabellen erstellt, nur um am Ende einen Lieferanten anzurufen, mit dem man ohnehin schon zusammenarbeitet. Da stehen Leute in einem Labor, welches so groß war wie mein Schlafzimmer (und das ist klein) und sie überprüften den ganzen Tag, dass die Folie auch wirklich nur 1 mm und nicht 1,2 mm breit ist. Und dann nennen sie sich Laboranten und Forscher. Ich glaube, ich habe diese Leute 3 Jahre lang schief angeguckt.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich werte diese Arbeit nicht ab, sicherlich sind diese Zweige sehr wichtig für die Wirtschaft und dafür, dass am Ende ein Endprodukt im Laden steht, welches auch ich kaufen könnte,- ich habe nur einfach kein Interesse daran. Oder anders: Ich kann nicht mit Leuten umgehen, die dann glauben, als Forscher der Nabel der Welt zu sein.

Also wenn jemand maßgeblich daran beteiligt ist, einen 200 Jahre alten von Templern verborgenen Schatz auf irgendeiner Insel im Atlantik zu lokalisieren und auszugraben, dann ist das sicherlich ein Forscher. Aber hey, Ihr überwacht einfach nur einen Produktionsprozess. Gut, dass Ihr das macht, damit der Kunde zufrieden ist, es nicht zu Reklamationen kommt und die Firma somit kein Geld drauf legen muss, alles ok, aber verhalte Dich einfach wie ein normaler Mensch.

Am meisten Spaß hatte ich, wenn ich Kaffee kochen durfte, das Büro zu verlassen war wie ein Befreiungsschlag. Und auch hatte ich eine Menge Freude, als ich dann den Führerschein hatte und einen Kunden vom Flughafen abholen durfte, mit dem ich auf der Rückfahrt englisch reden und beeindruckende Gespräche führen konnte.

Dann lag ein Zauber im Auto. Etwas internationales. Duft von Frühling, Macht und Wissen. Ein Mensch, der eben noch ganz woanders war, der für mich deshalb einen riesigen Horizont hatte. DAS war ein Geschäftsmann. DAS faszinierte mich. DAS war schon immer meins.

Leute, die die Fäden ziehen, die Verantwortung haben und das über Landesgrenzen hinaus. Es ist mir ziemlich egal ob der Tiefenthaler Friedrich gestern den Rasen gemäht oder ein neues Auto hat. Eher hinterfrage ich Menschen, die diese Dinge zum Thema machen. Die in die Nachbarschaft gucken, um etwas zu sagen zu haben. Ich frage mich, ob sie keinen eigenen Projekte haben. Ich habe für sowas gar keine Zeit. Ich habe nicht einmal mitbekommen, dass eine Person, die ich quasi jeden Tag gesehen habe, im 8. Monat schwanger ist. Erst, als mir dies im 8. Monat erzählt wurde. Ja stimmt, da ist ne Kugel, habe ich dann bemerkt. Ich bin nicht desinteressiert an Mitmenschen, aber wenn sich kein aktives Gespräch ergibt, schau ich halt auch nicht, was andere machen, um dann etwas zum Tratschen zu haben.

Menschen wie die, die ich vom Flughafen abholen durfte, DIE hatten etwas zu erzählen und komischerweise, denen geht es so wie mir, denn Inhalt ihrer Gespräche ist nicht, was die anderen machen, was sie beobachten, sondern stehen ihre aktuellen oder künftigen Vorhaben im Fokus, wo es um mehr geht als die Anschaffung einer Motorsäge. An diesen Menschen habe ich mich schon immer orientiert.

Nur eines machte ich richtig: Ich suchte mir einen Nebenjob. Und da es mit gut ging, wenn um mich herum etwas los ist, landete ich in der einzigen Diskothek, die es in der kleinen Stadt gab. Dort gab es Mitarbeiter, die auch von weiter herkamen, zum Beispiel aus der, betrachtet man es aus meiner damaligen Sicht, Weltstadt Bielefeld und irgendwie war das cool, Freundschaften mit denjenigen zu schließen, die einen weltoffeneren Blick als die hatten, die quasi nie aus ihrer kleinen Stadt heraus kamen, weil es ihre Lebensaufgabe war, Kartonagen zu zählen oder was auch immer.

Was will ich und was will ich NICHT?
Grundsatzfragen für psychische Gesundheit.

Jedenfalls mixte ich meine Cocktails und das Geld, dass wusste ich damals schon, sparte ich für die Welt, die mir einmal offen stehen sollte. Damals waren meine Kollegen 20-30 Jahre älter und so wollte ich wirklich nicht enden. 2 Kinder, ein Haus, ein Pauschalurlaub im Jahr und ansonsten gebunden an die kleine Stadt mit einem Mann, der morgens mit der kleinen Aktentasche das Haus verlässt, währenddessen ich nur 1-2 Mal die Woche zur Arbeit gehen kann, weil ich ja die Kinder habe und deshalb vom Einkommen meines Mannes leben muss. Wenn Du Dich gerade auf den Fuß getreten fühlst, weil ich Dein Leben beschreibe, alles gut, hör mal weiter.

Ich schaute die Menschen an und dachte „Wenn ich so alt bin wie Du, irgendwie zwischen 35 und 40, dann ist das doch genau die Zeit im Leben, in der es um MICH und meine Ziele gehen sollte. Dann habe ich ein Alter erreicht, in dem ich ein paar Jahre gearbeitet habe, eigenständig sein und das Erleben kann, was MICH begeistert. Wann will ich das denn sonst machen? Als Rentner? Wenn die Kinder aus dem Haus sind?“

Sorry, aber dafür musste ich in meinen jungen Jahren zu viel schreckliches erleben, als das ich mir sicher bin, dass man das Rentenalter überhaupt erlebt oder gesund erlebt. Diese Sichtweise hat sich bei mir nie verändert, eher noch hat das Leben sie mir bestätigt und genau in dieser Zeit bin ich jetzt angekommen. Und es sieht auch ganz danach aus, als könnte ich mir das bald ermöglichen. Nur der Weg dahin, der nahm viele energieraubende Umwege. Ja, manchmal schau ich mir Menschen an, die all diese Schwierigkeiten, Rückschläge und Verluste nie hatten, die auf der sonnigen Seite des Lebens leben, die sich nie zwischen Untergang oder Kampf entscheiden mussten. Aber. Auch sie wird das Leben einholen. Ob sie dann stark genug sind, weiß ich nicht.

Dass meine Definition von Freiheit und Erfüllung in den Jahren dazwischen einmal so auf der Kippe stehen sollte, dass ahnte ich damals mit 20 noch nicht, obwohl ich schon auf dem besten Weg hinein in meine psychische Erkrankung war.

Die psychische Erkrankung kam schleichend.
Doch ich kannte die Anzeichen nicht.

Im Gymnasium ging es mir schon schlecht. Alles drehte sich um Mathe, Wirtschaftslehre und andere Dinge, von denen ich bis heute keinen Plan habe, weil es mir einfach total egal ist, zu welchem Zeitpunkt eine Investition einen Cash Flow bringt. Wenn ich ein Produkt anbieten will, so benötige ich für die Herstellung eine Maschine. Da komme ich nicht drum rum. Keiner hat eine Kugel, die sagen kann, ob die theoretischen Berechnungen, wann sich die Anschaffung lohnen könnte, so eintrifft oder nicht. Wenn das Produkt und das Marketing gut ist, wird es verkauft. Wenn das nicht der Fall ist, muss ich keine Amortisierungsformeln berechnen, um zu erkennen, dass ich eine blöde Idee hatte und Verlust erziele. Da muss ich nur in mein Auftragsbuch und in meinen Geldbeutel gucken.

Die Verbindung zwischen einem schwierigen Privatleben und einer für mich total schlimmen Arbeitsstelle war dann die perfekte Kombination für mein Burnout, welches wohl Vorstufe meiner Panikattacken war. Weil ich weiter machte. Das Schlechteste, wie ich heute weiß, was man tun kann. Nicht nur, dass ich weiter machte, sondern auch, dass ich etwas weiter machte, was sowieso nicht passend zu meinen Bedürfnissen war.

In uns gibt es das „ES“, das „ICH“ und das „ÜBER ICH“. Das „ES“ sind unsere Bedürfnisse. Das „ICH“ ist unsere innere Entscheidungsinstanz und das „ÜBER ICH“ sind die unsere Normen, Vorstellungen und Werte, die wir mit der Zeit entwickeln.

Da man in jungen Jahren aber eher nur von den anderen lernt, zum Beispiel von den Eltern, sind es meist nicht die eigenen Normen und Werte, die da gespeichert werden, sondern die der anderen. Hier kann die psychische Schieflage bereits beginnen und es ist sehr wichtig, hier mit der Zeit zu seinem eigenen „ÜBER ICH“ zu kommen. Aber das bringt uns in der Schule ja keiner bei. Besser ist, wir können Amotisierungsrechnungen anstellen.

Dass wird einem erst gesagt, wenn man über Jahre nach den Normen, Vorstellungen und Werten der anderen gelebt hat, sich entgegen seiner Bedürfnisse der Umwelt angepasst hat und dann das Kind mit einer psychischen Erkrankung in den Brunnen gefallen ist.

Und dass wird einem auch nur dann gesagt, wenn man an einen guten Therapeuten gerät. Der nicht einfach nur Schema F „Konfrontier die Angst und Du lernt, dass nichts passiert“ arbeitet. Ist schön, bringt aber gar nichts, wenn man weiter entgegen seinen Bedürfnissen lebt, also sein „ES“ ignoriert, quasi weil die Entscheidungsinstanz (das „ICH“) auf Grund der Normen, Vorstellungen und Werte des „ÜBER ICHS“ -NEIN!- zum „ES“ (zum Bedürfnis) sagt. Dann klappt das nicht mit der langfristigen Heilung, egal wie oft man konfrontiert und daraus lernt.

Kommt durch das „ES“ also ein Bedürfnis in uns hoch und ist dieses nicht mit dem „ÜBER ICH“, also unseren gespeicherten Normen, Vorstellungen und Werten kompatibel, entscheidet das „ICH“ gegen das Bedürfnis und wehrt es ab. So entsteht ein innerpsychischer Konflikt.

So war es mein ganzes Leben. Zuerst der Wunsch nach einem normalen Familienleben, in dem die Eltern das mit dem Kind machen, was auch alle anderen mit ihren Kindern machen. Ich krieg das ja mit, wenn nach den Ferien von den tollen Erlebnissen erzählt wurde.

Ging nicht. Ok, völlig verständlich. Und Krankheit ist das schlechtere Los. Also sind eigene Bedürfnisse nicht wichtig. Hauptsache der Gesundheitszustand wird nicht schlechter.

Was? Ich soll auch mit pflegen? In meiner Jugend? Moment… ah ja gut, macht man so. Machst Du, Mama, ja auch so. Dass ich daran kaputt gehen könnte, egal, Du hast mir diese Normen ja gelehrt.

Und jetzt soll ich auch noch meine Ausbildung in diesem Kaff machen? Ach ja klar, machen ja alle.

Normen, Werte, Entscheidungen – für mich oder für andere?
Für MEIN Glück oder für meine psychische Erkrankung?

Natürlich war da noch so viel mehr, aber aus Schutz meiner Familie gegenüber möchte ich da nicht weiter in die Tiefe gehen. Was ich aber weiß: Mein „ES“, also meine Bedürfnisse, wurden nie gehört, weder von anderen, was auch nicht ihre Aufgabe ist, weil jeder auf sich schauen muss und es für sich richtig machen muss, aber auch nicht von mir selbst. Obwohl ich sie kannte. Ich kannte den Weg, auf dem es mir besser ergangen wäre. Aber das kann man ja nicht machen. Kann man ja nicht bringen. Warum eigentlich nicht? Ach ja, weil die Psyche nicht die eigenen Normen, Werte und Vorstellungen hinterfragt, sondern die der anderen, weil wir es so gelernt haben.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich liebte meine Eltern und liebe meine Mama über alles, ich weiß, dass sie damals nicht anders konnten und nicht mehr leisten konnten, als sie es getan haben. Ich trage nichts nach. Aber ja, ganz unschuldig ist die damalige Situation an meinem folgenden psychischen Struggle nicht. Wobei Schuld das falsche Wort ist. Die Personen suchten sich die Situation ja auch nicht aus. Ihr wisst schon, was ich meine.

Ich machte also weiter damit, die Anforderungen der Anderen zu erfüllen. Da ich familiärerseits nicht so ins Detail gehen möchte, bleiben wir mal bei der beruflichen Laufbahn. „Ohne Ausbildung ist man nichts. Ohne Ausbildung bekommt man keinen gut bezahlten Job“, waren die Meinungen.

Da ist schon der Fehler. WAS ist denn ein guter Job? Und gibt denn die Höhe des Nettolohns Auskunft darüber, ob man angesehen ist oder nicht? Wahrscheinlich ist das in der Gesellschaft so – hier passt der Spruch „Ich muss in Therapie wegen den Menschen, die eigentlich in die Therapie müssten“ ganz gut. MÖCHTE ich überhaupt angesehen werden? Oder möchte ich glücklich sein?

WAS bedeutet Ansehen und WAS bedeutet Glück für den Einzelnen? Keinerlei Vorgabe der Gesellschaft hat da eine Basis. Jeder Mensch darf dies selbst entscheiden.

Für den Einen ist also Glück, mit 35 ne Familie zu haben. Für den Anderen die Arbeit auf der Reeperbahn und für den Nächsten die internationale Arbeit. All diese Menschen haben MEIN Ansehen und MEINEN Respekt und dabei sind sie auch alle gleich viel für mich wert.

Hauptsache sie sind glücklich und machen es nicht, weil es ihre Eltern und Großeltern auch so gemacht haben, erwarten oder lehren.

Ich hatte es falsch gemacht. Meine eigenen Bedürfnisse nicht zu erfüllen ist ein ganz starker Faktor in Sachen psychische Erkrankung oder psychische Gesundheit. Arbeitet man gegen sich, entstehen innerpsychische Blockaden. Oft unbewusst, denn wir wissen ja oft lange nicht, dass wir nicht unsere eigenen Werte, Vorstellungen und Normen in unserem „ÜBER ICH“ gespeichert haben, sondern die, die wir gelernt und abgeschaut haben. Unserem Bewusstsein ist das meist gar nicht zugänglich, weshalb man die Dinge nicht hinterfragt, bzw. zu spät hinterfragt, dann, wenn man schon im Teufelskreis der psychischen Erkrankung gefangen ist. Dann erkennt man vielleicht, je nach Methode des Therapeuten, dass man auf Grund seines eigentlich ja falschen „ÜBER ICHS“ seine eigenen Bedürfnisse abwehrt.

Eine Zeit lang geht das gut, vielleicht geht es auch für immer gut, es kommt darauf an, wie es sonst so im Leben läuft. Werden aber eigene Bedürfnisse blockiert und sind dann da auch noch schlimme Ereignisse, die die Psyche in der Vergangenheit immer wieder überfordert hat, so wird es schon schwieriger, denn das Leben entgegen seiner Bedürfnisse füllt das mentale Stressglas ungemein.

Sorgen seit der Kindheit + Bedürfnisse ignorieren
= die Fahrt zur ersten Panikattacke

Bei mir war es genau diese Kombination, die mich schon 2 Jahre später umgeworfen hat. Denn von der beruflichen Seite unabhängig verfolgte mich bereits seit dem Kindergarten eine schwarze Wolke voller Sorgen.

Es war ein ganz normaler Tag im November 2011. Ein paar Monate vorher schloss ich meine Ausbildung ab und durch langjährige Nebenjobs konnte ich mein erstes eigenen Auto kaufen und meine erste eigene Wohnung beziehen. Ich liebte diese Freiheit, ich war jeden Tag unterwegs, hatte viele Freunde, es gab keinen Stillstand. Nur ob ich richtig glücklich war, ist fraglich. Ich dachte es damals, aber ich kannte es ja nicht anders.

Mein ganzes Leben drehte sich um den Gesundheitszustands eines Familienmitglieds, auch dann, wenn ich vermeintlich lachte. Man konnte die Dinge nicht beeinflussen, einzig Liebe und Hoffnung konnte man der Person geben. Kontrollverlust, wie ich heute weiß.

An diesem Tag im November 2011, ein Sonntag, die Sonne schien, war ich auf dem Weg zu meinem etwa 20 Kilometer entfernten Elternhaus, mit dem Wissen, dass es auf gesundheitlicher Ebene wieder einmal brannte. Ich stand als Linksabbieger an einer Ampel, sie war rot. Von vorne Gegenverkehr, zu meiner rechten Seite wartende Autos, die geradeaus fahren wollten. Ich konnte da nicht weg. Herzrasen, Atemnot und alles wurde schwarz. Meine Psyche wurde, wie ich heute weiß, mit Angst vor dem, was mich wieder erwarten sollte, überflutet. Mein Stressglas, welches seit dem Kindergarten ordentlich gefüllt wurde, – zerbrochen.

Damals: Todesangst. Dieses Erlebnis war der Eintritt in meine phobische Störung mit Panikattacken. Eine generalisierte Angststörung (also ständige Sorge und Verlustängste) hatte ich wahrscheinlich schon vorher, weil ich immer in der Furcht lebte, ein Elternteil und damit eine Schutzperson zu verlieren.

Erstmal wurde ich im Krankenhaus durchgecheckt. Kein Herzinfarkt, kein Schlaganfall, unauffälliges EKG, super Blutbild, kein Befund. Ich konnte gehen. Die Symptome blieben. „Die haben etwas übersehen“, dachte ich und der Ärztemarathon begann. Meine Angst vor der Angst breitete sich schnell aus, auch Vermeidungsverhalten brachte keine Sicherheit oder Linderung.

Ins Auto stieg ich 6 Jahre nicht mehr, auch Bus und Bahnfahren wurde für mich unmöglich, ich verlor meinen Job. Nach meiner Ausbildung wurde ich fest übernommen, aber nur, weil der Betrieb schon im Vorfeld damit Werbung macht. Dass man quasi nach der Ausbildung nicht auf der Straße steht. Ein kleines Guddi also dafür, dass nicht die ganze Jugend aus der kleinen Stadt abhaut.

Ich verlor meinen Job aber nicht nur, weil ich keinen Weg mehr fand, dorthin zu fahren, sondern war ich auch den Menschen da auf der Arbeit nicht ganz recht. DAS ist auch so ein Thema. Du bist anders, bewegst Dich nicht in der Erwartungshaltung, also bist Du anders und komisch. Also die Erwartungshaltung an die Inhalte meines Job habe ich schon erfüllt, den habe ich ordentlich gemacht, ich meine das Zwischenmenschliche. DAS können Menschen nämlich auch nicht trennen. Sonst hätte man ja sagen können „Claudia ist irgendwie so für sich, aber sie macht ihre Arbeit gut.“

Naja, da mir die Menschen auf der Arbeit andersherum halt auch nicht recht waren, war mir dieser Ausgang dann auch ganz recht. In Verbindung mit meinem neuen Alltag, in dem ich einzig ums Überleben kämpfte und wirklich keinen Kopf mehr für Kartonagen hatte, war es einfach der richtige Zeitpunkt. Es wäre sowieso gekommen.

Als psychischer Kranker braucht man by the way heute auch nicht darauf hoffen, dass der Arbeitgeber einen versteht oder auffängt oder es erleichtert, zum Beispiel durch ein vorübergehendes Homeoffice. Komisch, bei Corona ging es ja plötzlich auch.

Geht nicht und will nicht sind zwei interessante Dinge, die ich immer wieder an allen möglichen Bereichen beobachte. Dafür stehe ich übrigens mit meiner Arbeit auch. In Teil 1 habe ich es schon kurz erzählt. Es geht bei Seelenfrieden24 nicht nur darum, meine eigene Therapie vorzustellen, vielmehr geht es auch um Aufklärung, damit psychische Erkrankungen kein Tabu-Thema mehr sind.

Es ist traurig, in einer Zeit wie heute, Menschen, denen es richtig schlecht geht, auf dem Boden liegen gelassen werden, zeitgleich aber die genderneutrale Sprache total wichtig ist. Und auch hier, nicht dass wir uns falsch verstehen, der Hintergrund der genderneutralen Sprache ist verständlich und wenn diese Personengruppe sich dadurch mehr akzeptiert fühlt, so ist das total in Ordnung (ich werd auch bald mal versuchen), aber es gibt da eben auch noch mehr Handlungsbedarf. Psychisch Kranke Menschen zum Beispiel haben keine Stimme. Es wird niemals der Tag kommen, an dem Angsterkrankte aufstehen und Dinge fordern. Deshalb gebe ich ihnen meine Stimme.

An die Wohnung gefesselt – mein Tiefpunkt

Aber zurück zu mir, meine Arbeitsstelle war Geschichte und es dauerte keine weiteren 8 Wochen, bis ich nicht mehr alleine in meiner Wohnung sein und diese nicht mehr verlassen konnte.

Die Symptome wie Benommenheit, Herzrasen, Atemnot, Beklemmungen und Unruhe hörten nicht auf. Mit einer Schutzperson ging es einigermaßen, weil ich wusste, dass wenn nun doch der Herzinfarkt kommt, zumindest jemand den Notruf hätte wählen können.

Im Liegen hatte ich nicht selten einen Puls von 90-120, der dann in meiner Brust, aber auch in meinem Rücken, dem Ohr, der Leiste und dem Kopf klopfte. Und wenn dem mal nicht so war, war mir übel und zittrig, aus Angst, dass die Symptome gleich wieder kommen.

Ich erlebte die Hölle auf Erden, nicht nur wegen den Symptomen, sondern auch wegen der Organisation, die mein Leben fortan benötigte. Ich schlief wieder bei Mama, aber wenn sie zum Beispiel das Familienmitglied im Krankenhaus besuchte, wer konnte dann auf mich aufpassen?

Der immer schlechter werdende Zustand des Angehörigen machte meine ganze Verfassung natürlich auch nicht besser, der mentale Stresspegel war einfach viel zu hoch. In allen Belangen.

Eine psychische Erkrankung zu diagnostizieren bedeutet nicht,
dass der Betroffene auch therapiefähig ist und deshalb geheilt werden kann

Ich glaubte noch immer an eine schwere Erkrankung, wenngleich alle Fachärzte meinten, dass ich mich bester Gesundheit erfreue. Ich fühlte mich hilflos und unverstanden. Selbs wenn ich gesund war, so ging es mir so schlecht wie noch nie und das wollte irgendwie niemand sehen. Weil man mir nichts ansah.

Ich soll zum Seelenklempner? Warum, schließlich bin ich doch ersthaft, also organisch krank! Dieser Überzeugung war ich noch sehr lange, vor allen Dingen auch deshalb, weil mir diese Seelenklempner überhaupt nicht helfen konnten. Obwohl ich mich anstrengte.

Ich beschäftigte mich lange mit der Psyche und konnte später begreifen, dass ich wirklich eine psychische Erkrankung hatte. Dass war aber mein eigener Erfolg und nicht der eines Therapeuten. Nun war ich richtig bereit, eine Psychotherapie zu beginnen.

Ich glaube, ein wichtiger Punkt. Einzusehen und nicht nur den Ärzten, sondern sich selbst zu glauben, dass da körperlich wirklich nichts ist. Allein dafür benötigt man eigentlich schon eine Therapie. Denn wiederholte Todesängste vermitteln sicherlich nicht, dass man gesund bist.

Eine Therapie quasi, um überhaupt erst therapiefähig zu werden. Darum hat sich zumindest bei mir niemand gekümmert. Man kann doch keine Psychotherapie durchstehen und erfolgreich beenden, wenn man gar nicht glaubt, dass man nicht körperlich krank ist. In meinem Therapie-Programm beachte ich das.

Als ich also endlich therapiefähig war, fand ich dennoch nicht die richtige Hilfe. Nicht die richtige Hilfe für meine Beschwerden – oder vielleicht anders gesagt – nicht die richtige Hilfe, die mich als Mensch mit meiner individuellen Persönlichkeit abholte. Weder ambulant noch stationär, was die ganze Sache verlängerte und auch verschlechterte. Und mich natürlich auch blockierte, weil die Hoffnung auf Besserung schwand.

Wie ich da auf Grund meiner Selbsterfahrung in meinen Therapie-Programmen entscheidend anders vorgehe, dazu hatte ich in Teil 1 „Hallo! Ich bin Claudia!“ berichtet und auch findet Ihr alle Infos nebst Feedbacks auf meiner Webseite. Im nächsten Beitrag erzähle ich dann, wie mein Weg auf dem Höhepunkt weiterging – bis zur ersten Erleichterung.