Angststörungen, Panikattacken, Zwangsstörungen – warum ist es eigentlich so schwer, Verständnis im unmittelbaren Familien- und Freundeskreis zu bekommen?
Viele schreiben auch „ich habe meinen Freundeskreis verloren, weil ich nicht mehr mit zu den Feiern etc kann“. Warum ist das so?
Warum Familie und Freunde vermeintlich wenig Verständnis zeigen
Meine Antwort wird etwas anders sein, als Ihr es denkt oder als Ihr es Euch auch wünscht. – Es stehen nämlich nicht immer die anderen Menschen in der Schuld, etwas zu verstehen, was sie nicht fühlen können.
Es ist nur ein Stück weit ok, auszusagen, dass man sich alleine fühlt, weil andere Personen kein Verständnis für die jeweiligen Erkrankungen nebst Symptomen haben und dass sie daher Dinge wie Vermeidungsverhalten und Isolation nicht verstehen können.
Manchmal muss man Menschen auch beim Verstehen helfen.
Es ist wie mit dem Steuerberater. Er muss dem Klienten ja auch erklären, wie es funktioniert. Der Klient kann es nicht von alleine wissen.
Genauso geht es auch Eurer Familie und Euren Freunden – ja so geht es allen Menschen, die noch die psychische Schwierigkeiten nebst Symptomen hatten.
Sie verstehen im Bezug auf Eure Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen bedingt durch Symptome genauso wenig wie von Steuern.
Deshalb: Erklärt es! Hier geht es nicht um ein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr geht es darum, dass Ihr Euch weniger alleine und unverstanden fühlt!
Verständnis bei Angststörungen, Panikattacken, Zwangsstörungen
Dass psychische Erkrankungen grundsätzlich nicht wirklich wahrgenommen werden, weil man sie nicht sehen kann, ist hinreichend bekannt und ein echtes Problem.
Denn wahrscheinlich ist sogar eine gebrochene Seele durchaus schlimmer, als ein gebrochenes Bein. Denn das gebrochene Bein heilt nach einer Erstversorgung quasi wie von allein.
Anders ist das bei psychischen Erkrankungen. Der Heilungsweg ist nicht nur deutlich länger, es ist auch viel schwieriger, die richtige Hilfe zu finden.
Bei einem gebrochenen Bein weiß so ziemlicher jeder Arzt was zu tun ist, ein gebrochenes Bein wird immer gleich behandelt und die Erfolgschancen sind auch immer gleich gut.
Bei einer psychischen Erkrankung muss die Therapie sehr individuell sein und oftmals dauert es gar Jahre, bis der Betroffene eine Hilfe gefunden hat, die ihn tatsächlich an der Stelle abholt, an der er tatsächlich Hilfe benötigt.
In der Zwischenzeit geht es für Betroffene von Angststörungen, Panikattacken oder Zwangsstörungen eher um’s Überleben. Die psychische Erkrankung erfordert so viel Energie, dass der private, soziale und berufliche Alltag massiv eingeschränkt oder unmöglich wird.
Dass der Chef auf der Arbeit vielleicht nicht das Verständnis entgegenbringen kann, ist zwar schlimm, aber vielleicht noch nachvollziehbar.
Aber wieso gibt es eigentlich so wenig Verständnis aus dem unmittelbaren Umfeld der Familie und dem Freundeskreis?
Psychische Erkrankungen sollten vom Betroffenen erklärt werden
Ein Grund ist, dass viele Betroffene ihr Umfeld nicht von vornherein mit einbeziehen. Eine psychische Erkrankung entwickelt sich schleichend, Symptome, Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen entwickeln sich nach und nach.
Meistens kommunizieren Betroffene ihre psychische Schieflage erst am absoluten Tiefpunkt, dann, wenn es nicht mehr anders geht. Zwischen „ich fühle mich unwohl in Menschenmengen, manchmal wird mir schwindelig“ und „ich komme nicht mit in die Stadt, ich bekomme da Panik und Todesangst“ liegt ein gewisser Zeitraum, in denen sich die Symptome, Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen entwickeln.
Für Außenstehende, die keine Erfahrung mit Panikattacken, Zwangsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen haben und nicht wissen, wie übermächtig die Symptome, die einen wirklich dazu bringen, nicht mehr in die Stadt zu gehen, sein können, ist es wirklich schwer nachvollziehbar.
Desto früher sie also eingeweiht werden, desto leichter das Verständnis, denn dann gehen sie die Reise mit. Vielleicht können sie dann die Tragweite immer noch nicht ganz greifen, aber sie werden sie mehr greifen können, als wenn die erste Info, die sie bekommen die Aussage „ich habe Todesangst im Einkaufszentrum“ ist.
8-Wochen-Programme als Hilfe bei Ängsten, Zwängen
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine Todesangst (Ängste), eine massive Anspannung (Zwänge) oder eine starke Energielosigkeit (Burnout) nur diejenigen wirklich nachvollziehen können, die diese Erfahrung selbst gemacht haben, aber dennoch gibt es ja noch etwas dazwischen,- etwas wie Empathie.
Emphatisch können Familienmitglieder und Freunde in diesem Bezug aber nur dann sein, wenn sie von Anfang an Teil der Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen der Betroffenen sind. Ihr dürft nie vergessen: Symptome psychischer Erkrankungen sind für den Betroffenen selbst schon nicht erklärbar und greifbar – wie soll es dann ein anderer Mensch fühlen können, der nie selbst damit in Berührung war?
Und: Ein toller Nebeneffekt: Wissen vertraute Menschen von Anfang an Bescheid, kommt es auch nicht zu der Aussage „ich habe meinen Freundeskreis verloren, weil ich nicht mehr mit aufs Fest gehen kann“.
Vielleicht kannst Du vor der Therapie, die Dich wirklich auf den Heilungsweg bringt, gerade nicht mehr mit aufs Fest gehen, weil Dir die Ressourcen (noch) fehlen, um den Abend symptomfrei zu überstehen, aber Du wirst auch Deine Freunde nicht verlieren, weil sie durchaus gewillt sein werden, einen chilligen Abend mit Dir zu Hause auf der Terrasse zu verbringen.
Sollten sie nicht gewillt sein, so ist die Frage nach „Freundschaft“ ein anderes Thema.
Gerade weil ich die Todesangst, Anspannung und Energielosigkeit selbst am eigenen Leib gespürt und den Heilungsweg nach vielen therapeutischen Irrwegen selbst gehen musste, konnte ich ein Therapie-Programm entwickeln, welches ein realistisches Konzept bietet, um den Teufelskreis verlassen und die Lebenssituation verbessern zu können.
Meine Feedbacks, die die Wirksamkeit belegen, beruhen sicherlich vermehrt genau eben auf dieser Selbsterfahrung. Alle Infos zu meinen 8-Wochen-Programmen hier. Bei Fragen bin ich erreichbar. Instagram.